Unsere technische Ausstattung

Einsätze mit Gefahrstoffen sind eine ganz besondere Herausforderung, personell wie auch materiell.
Die Spanne reicht hierbei vom kleinen Gasaustritt nach Bauarbeiten, über kleinere Leckagen an Fässern oder IBC-Behältern bis hin zu umgestürzten Tanklastern beladen mit 20.000l brennbaren, giftigen oder ätzenden Stoffen.
Aber auch biologische Gefahrenlagen wie Ausbrüche von Geflügel- oder Schweinepest auf landwirtschaftlichen Betrieben oder Unfälle mit radioaktiven Stoffen zählen dazu. Solche Einsätze können schnell in eine Personal- und Materialschlacht ausarten, da immer von der größtmöglichen Gefahr, die von einem Stoff ausgehen kann ausgegangen werden muss.
Um Mensch und Umwelt so wenig wie möglich zu gefährden und die Herausforderung sicher abarbeiten zu können, benötigen wir eine ganze Menge Technik.
Diese zeigen wir euch nachfolgend auf dieser Seite unterteilt in die folgenden Kapitel.

A-Einsatz

A-Einsätze sind Einsätze mit radioaktiven Stoffen. Diese können nicht nur klassisch in Kernkraftwerken auftreten, sondern finden sich z. B. auch in Laboren, medizinischen Einrichtungen, oder Industriebetrieben.
Auch im Transportverkehr können uns radioaktive Stoffe begegnen. Diese Stoffe können fest, flüssig oder sogar gasförmig sein. Das tückische an Radioaktivität ist, dass sie nicht mit den menschlichen Sinnen detektiert werden kann. Auch gibt es keinen festen Grenzwert, anders als z. B. bei chemischen Gefahrstoffen, ab denen Radioaktivität gefährlich wird, sondern mit zunehmender aufgenommener Strahlungsmenge steigt das Risiko für Schädigungen immer weiter an. Daher ist das oberste Ziel beim Umgang mit Radioaktivität, die Strahlenexposition auf ein Minimum zu beschränken.
Das Dosiswarngerät
Das Dosiswarngerät misst die vom Träger aufgenommene Dosis in der Einheit Sv (Sievert). Die Dosis kann man sich in etwa vorstellen wie der Kilometerzähler im Auto. Je mehr Kilometer das Auto fährt, desto größer ist auch der Verschleiß. So ist es auch mit der Dosis, je mehr man aufnimmt, desto gefährlicher ist es.
Das Dosiswarngerät wird außen an der Schutzkleidung getragen, so dass die tatsächlich aufgenommene Dosis geringer als die gemessene ist.
Das Dosisleistungsmessgerät
Mit dem Dosisleistungsmessgerät wird die Strahlungsmenge pro Stunde in der Einheit Sv/h (Sievert pro Stunde) gemessen. Vergleichbar mit dem Tacho im Auto, je schneller man fährt, desto mehr Kilometer bewältigt das Auto in der gleichen Zeit. Je größer die Aktivität eines Strahlers, also je mehr Dosisleistung an einem Ort herrscht, desto größer ist die Dosis, die man während der Einsatzzeit aufnimmt.
Das Gerät wird eingesetzt um die maximale Eisatzdauer zu ermitteln, aber auch zum Aufspüren von Strahlungsquellen und zum Abgrenzen des Aufenthaltsortes mit der geringsten Strahlung.
Zur Verfeinerung der Messung, Abstandvergrößerung zum Strahlenobjekt oder zum Bestimmen von Strahlungsstärken bei Flüssigkeiten, können zusätzliche Sonden am Gerät angeschlossen werden. Das Messprinzip des Gerätes ist sehr träge, sodass es eine gewisse Zeit zum Anzeigen eines Wertes benötigt, man darf also nicht zu schnell vorgehen, da man sonst Strahler "überrennt".
Das Dosisleistungswarngerät
Mit dem Dosisleistungswarngerät wird ebenfalls die Strahlungsmenge pro Stunde gemessen, aber nicht durch eine Anzeige visualisiert. Beim Erreichen eines Schwellwertes von 25 µSv/h gibt das Gerät einen Warnton von sich.
Mit diesem Gerät bestimmen wir die Absperrgrenzen bzw. den Gefahrenbereich bei A-Einsätzen. 25 µSv/h ist ein recht hoher Wert, so dass dieser selten erreicht wird. In einem solchen Fall wird der Standardwert von 50m für die Absperrgrenze angenommen.
Das Kontaminationsnachweisgerät
Dieses Gerät spricht bereits auf geringste Kontaminationen mit radioaktiven Stoffen an, ist also sehr feinfühlig und misst die Aktivität in Impulsen pro Sekunde (s-1). Es wird genutzt, um festzustellen, ob Material oder Personal mit radioaktiven Stoffen kontaminiert ist, bevor diese den Gefahrenbereich verlassen.
Im Einsatz wird das Kontaminationsnachweisgerät in eine Plastiktüte verpackt, damit das Gerät beim Messvorgang nicht kontaminiert wird und das Messergebnis durch eine Kontaminationsverschleppung verfälscht wird.
OSL-Dosimeter
Das Dosimeter misst die aufgenommene Dosis in Sievert (Sv). Es kann den Träger aber nicht durch Piepen oder Blinken warnen, sondern funktioniert rein passiv. Es wird nach dem Einsatz an die sogenannte Auswertungsstelle gesendet und dort ausgewertet. Da jede Einsatzkraft bei einem A-Einsatz ein solches Dosimeter am Körper trägt, lässt sich die aufgenommene Dosis des betreffenden Trägers genau nachverfolgen.
Somit wissen wir im Nachhinein immer genau, wer wieviel Strahlung aufgenommen hat und können ggf. weitere Schritte einleiten wie z. B. Untersuchungen in entsprechenden Fachkliniken.

Es funktioniert mittels OSL Technik (optisch stimulierte Lumineszenz). Das bedeutet, dass das Dosimeter durch die Strahlung angeregte Elektronen einfängt und speichert. Diese werden bei der Auswertung zum Leuchten angeregt und deren Helligkeit gemessen. Daraus lässt sich die aufgenommene Dosis ermitteln. Diese Technik ist sehr fein im Vergleich zu den früher verwendeten Filmdosimetern, die noch mit der Schwärzung von Röntgenfilm gearbeitet haben. Somit können bereits geringste aufgenommene Strahlungsmengen erfasst werden.
Schutzanzüge
Schutzanzüge, die direkt vor der Strahlung schützen würden, wären durch das benötigte sehr dichte Material wie z. B. Blei extrem schwer und nicht praktikabel. Deshalb versucht man, durch andere Maßnahmen wie kurze Aufenthaltsdauer, großer Abstand oder vorhandene Abschirmungen die aufgenommene Strahlung so gering wie möglich zu halten und beschränkt sich auf den Schutz vor Kontaminationsverschleppung und dem Verhindern des in den Körper aufnehmens von radioaktivem Material. Der dafür genutzte Kontaminationsschutzanzug (KSA) stellt eine Schutzschicht dar, die nach dem Einsatz mit allen an ihm haftenden Stoffen einfach wieder entfernt werden kann.
Der Anzug besteht aus einem sehr eng gewebten Baumwollstoff. Eingesetzt wird der KSA mit Feuerwehrstiefeln, Feuerwehrhandschuhen, Feuerwehrhelm, Atemschutzmaske mit Atemluftfilter (linkes Bild) oder mit umluftunabhängem Atemschutzgerät (rechtes Bild).
Bei einem Brand mit Austritt von radioaktiven Stoffen wird über dem KSA noch die Feuerwehrschutzkleidung getragen.

Bei einem Austritt von flüssigen radioaktiven Stoffen radioaktiven Stäuben oder Gasen wird der Chemikalienschutzanzug verwendet, da er im Vergleich zum Kontaminationsschutzanzug flüssigkeits- und gasdicht ist.

B-Einsatz

Im B-Einsatz geht es um das Abwehren von biologischen Gefahren z. B. Vieren oder Bakterien.
Für diesen Einsatz haben wir keine speziellen Messgeräte, um herauszufinden mit welcher Art biologischer Gefahren wir es zu tun haben, da man biologische Stoffe nur sehr schwer und mit großem Aufwand genau feststellen oder messen kann.
Im Einsatz schützen wir uns mit dem Chemikalienschutzanzug mit innenliegendem Atemschutzgerät.
Um die Einsatzzeiten zu erhöhen, können wir eine externe Luftversorgung anschließen, die z. B. in Laboren vorhanden ist, oder mittels tragbarer Tasche durch uns mitgebracht wird.
Um den Anzug zu dekontaminieren, muss das Dekontaminationsmittel eine gewisse Zeit einwirken, bei einigen Stoffen bis zu mehreren Stunden. In diesem Fall spielt wieder die externe Luftversorgung eine sehr große Rolle, da der innere Luftvorrat des Anzuges dafür nicht ausreicht.
Schutzanzüge
Der Chemikalienschutzanzug, den wir schon aus dem C-Einsatz kennen, schützt uns auch hier vor biologischen Gefahren und erleichtert eine spätere Dekontamination.

Für geringe biologische Gefahren wie Einsätze im Bereich der Vogelgrippe, wird ein Einmalschutzanzug mit Handschuhen, Gummistiefeln und Schutzbrille verwendet. Wir führen auf dem Fahrzeug auch FFP2 Schutzmasken und OP-Masken mit.

C-Einsatz

Bei einem C-Einsatz geht es um das Abwehren von Gefahren, die von chemischen Stoffen ausgehen, also zum Beispiel Säuren, Laugen, giftigen Gasen oder auch gefährlichen Feststoffen. Hierzu gehören zum Beispiel das Abdichten von leckgeschlagenen Behältern, das Auffangen von auslaufenden Stoffen und deren Identifikation.
Mehrgas-Messgeräte
Mit diesen Geräten kann der vorgehende Trupp die Explosionsgrenze, den Kohlenmonoxid-, Schwefelwasserstoff- und Sauerstoff-Wert in der Luft kontinuierlich messen. Wenn einer der Werte einen Grenzwert überschreitet, warnt das Gerät den Trupp durch Blinken und einen sehr lauten Warnton. Außerdem können wir durch Zubehör wie z. B. einer externen Pumpe oder einem 5m langen Messschlauch auch an Stellen messen, die man mit dem Arm nicht erreichen kann.
Spürkoffer mit Gefahrstoff-Messröhrchen
Mit diesen Mess-, bzw. Prüfröhrchen kann das Vorhandensein und je nach Gefahrstoff auch die Menge eines Stoffes in der Umgebungsluft festgestellt werden.
Das Röhrchen wird dazu an beiden Enden aufgebrochen und auf eine Handpumpe gesteckt, mit der die Umgebungsluft durch das Röhrchen gesaugt wird.
In dem Röhrchen ist eine spezielle Chemikalie, je nach zu messendem Gefahrstoff, die sich beim Kontakt mit dem Gefahrstoff verfärbt.
Im Vergleich zu unseren Gasmessgeräten kann mit den Röhrchen eine Vielzahl von Gefahrstoffen gemessen werden, allerdings ist dafür keine kontinuierliche Messung möglich, sondern man erhält immer nur einen Messwert pro Röhrchen und Messung.
Die Handpumpe und eine Auswahl der wichtigsten Messröhrchen werden im "Erkundungskorb" mit in den Einsatz genommen.
Für Messungen in Schächten und Rohren kann eine zusätzliche Messsonde für die Handpumpe vorgenommen werden.
"Erkundungskorb"
In diesem ehemaligen "Erdbeerpflücker-Körbchen" sind alle wichtigen Gerätschaften für eine erste Erkundung von austretenden Gefahrstoffen einsatzbereit zusammengestellt:

  • Accuro Gasspürpumpe, Fa. Dräger (Handpumpe für Prüfröhrchen)
  • sechs verschiedene Prüfröhrchen, werden je nach Lage durch andere Röhrchen ergänzt
  • Röhrchen-Adapter, zur gleichzeitigen Messung von 5 Röhrchen (z. B. für Rauchgasmessungen)
  • Universalindikatorpapier zum Identifizieren von Säuren und Laugen (verfärbt sich beim Kontakt mit sauren oder alkalischen Lösungen)
  • Spürleitfaden zum Einsatz der Prüfröhrchen
  • Weitere Ausrüstung je nach Einsatzlage
Schutzanzüge
Der Chemikalienschutzanzug ist ein Anzug, der den Träger hermetisch gegen Gefahrstoffe abschirmt. Das nur wenige mm dicke Anzugmaterial schützt den Träger vor dem Gefahrstoff. Eine sogenannte Beständigkeitsliste gibt uns Auskunft, wie lange der Anzug dem vorliegenden Stoff standhält. Diese Zeit ist in der Regel um ein Vielfaches höher als die Einsatzzeit des Trägers. Die Anzüge können nach den Einsätzen in der Regel wiederverwendet werden, bei besonders aggressiven Stoffen kann es aber auch vorkommen, dass der bis zu 4000€ teure CSA nur einmal verwendet werden kann und nach dem Einsatz entsorgt werden muss.

Der gas- und flüssigkeitsdichte Anzug verfügt über einen ebenso dichten Reißverschluss, welcher vom Kopf des Trägers bis hinunter zur Hüfte verläuft, so ist ein Einfaches an- und ausziehen möglich. Im Anzug wird ein umluftunabhängiges Atemschutzgerät getragen. Während des Tragens bildet sich im Anzug ein leichter Überdruck, welcher bei kleinsten Leckagen dafür sorgt, dass die Gefahrstoffe nicht in den Anzug eindringen können. Da dieser Überdruck durch die Ausatemluft des Trägers hervorgerufen wird, entsteht binnen kurzer Zeit ein warmes, feuchtes Klima im Anzug. Dieses erreicht schnell unangenehme Ausmaße und stellt neben dem eingeschränkten Sichtfeld und der verminderten Tastfähigkeit eine zusätzliche Belastung für den Träger dar, besonders in den Sommermonaten oder warmen Umgebungen.
Die Einsatzzeit ist aufgrund der hohen physischen Belastung in der Regel auf 15-20min begrenzt, da für die Dekontamination ebenfalls Zeit eingeplant werden muss. Die tatsächliche Einsatzzeit hängt stark von der zu bewältigenden Aufgabe, äußeren Einflüssen wie Sonneneinstrahlung oder Temperatur sowie der Kondition des Trägers ab.

Da der Anzug die Kommunikationsmöglichkeiten stark einschränkt, müssen sich die vorgehenden Einsatzkräfte mittels Funkgeräten verständigen. Hierzu ist ein Headset in den Atemanschluss integriert, welches mit einem DMO-Digitalfunkgerät gekoppelt ist. Als Sprechtaste dient ein großer Taster, welcher an der Rumpfvorderseite befestigt wird und mit der Hand von außen durch den Anzug hindurchgedrückt werden kann. Zur truppinternen Kommunikation verfügen die Headsets über eine sogenannte „TeamTalk“ Funktion. Hiermit können sich die Truppmitglieder untereinander verständigen, ohne den Sprechtaster des Funkgerätes drücken zu müssen. Somit ist gleichzeitiges reden und arbeiten möglich.

Eine weitere Besonderheit der von uns verwendeten Anzüge stellt die außenliegende Zusatzluftversorgung dar. Diese dient dem Träger als zusätzliche Reserve, sobald die Luft des Atemschutzgerätes zur Neige geht. Sie wird jedoch nur verwendet, wenn eine längere Zeitspanne zu überbrücken ist, z. B. die Einwirkzeit eines Dekontaminationsmittels. Über diese Außenluftversorgung kann auch eine Anzuginnenbelüftung mit Luft versorgt werden. Diese verschafft dem Träger ein angenehmeres Anzugklima und erleichtert die Wartezeit. Des weiteren verfügen die CSA über eine Art Gürtel, welcher dem Träger beim Anziehen umgelegt wird und mit Ösen außen am Anzug verbunden ist. Er dient z.B. dazu, einen verunfallten CSA-Träger aus dem Gefahrenbereich zu retten.

Ein solcher CSA-Anzug ist eine Spezialanfertigung und kostet bis zu 6500€ pro Stück. Nach dem Einsatz werden die Anzüge gereinigt, desinfiziert, auf Beschädigungen überprüft und auf Dichtigkeit getestet. Danach kann der Anzug wiederverwendet werden.
Abdichten und Auffangen
Um Löcher und Risse abdichten zu können, werden beispielsweise Holzkeile in runder oder flacher Form eingesetzt. Diese werden durch den Trupp mit einem Hammer aus Bronze in die Leckage eingeschlagen und dichten so das Loch ab. Ein Bronzehammer wird verwendet, da Bronze keine Funken schlägt, wenn es z. B. auf andere Metalle oder Steine trifft. Ein Hammer aus Stahl würde unter Umständen einen Funken erzeugen. Dies hätte in explosionsgefährdeten Bereichen verheerende Folgen.

Neben dem Hammer haben wir auch einen kompletten Werkzeugsatz mit Rohrzange oder Maulschlüsseln aus Bronze. Hiermit können defekte Schraubverbindungen oder Flansche abgedichtet werden, ohne dass eine Explosion durch Funkenschlag droht.

Für kleinere Löcher an Rohren verwenden wir ein sogenanntes Hochdruckdichtsystem. Dieses besteht aus einem etwa 2m langen Schlauch der zusammen mit einer Dichtlage aus Gummi oder Kunststoff über das Loch gewickelt und dann mit Druckluft gefüllt wird. Der so entstehende Druck dichtet das Loch ab. Weiterhin kann für kleine Leckagen bis ca. 5 Bar Gegendruck ein chemikalienfestes Klebeband verwendet werden, um das Loch abzudichten. Ist das Loch größer, oder an einer ungünstigen Stelle, nutzen wir auch Spanngurte mit Druckstücken aus Holz oder Kunststoff, um die Leckagen zu schließen. Welches Mittel der Trupp zum Abdichten einsetzt, entscheidet er nach Lageerkundung selbst. Die Handhabung der verschiedenen Gerätschaften, die im Einsatzfall mit den dicken Handschuhen des Chemikalienschutzanzuges erfolgt, muss ständig trainiert werden. Man muss sich das Ganze in etwa so vorstellen, als würde man einen Modellbausatz mit dicken Winterhandschuhen zusammenbauen, während man einen Motoradhelm, einen Wintermantel und einen etwa 20kg schweren Rucksack trägt. Das ganze im ungünstigsten Fall draußen, bei Regen und nur im Licht einer Taschenlampe.

Um zu verhindern, dass Flüssigkeiten in Bodenabläufe gelangen, verwenden wir Abdichtsäcke, umgangssprachlich auch Gully-Eier genannt. Diese werden auf den Ablauf gestellt und anschließend mit Sand oder Wasser befüllt. So dichten sie den Einlauf temporär ab, bis der Gefahrstoff abgepumpt werden kann. Für das Auffangen von auslaufenden Stoffen kann entweder eine Wanne aus Edelstahl, ein Faltbehälter oder eine aufblasbare Wanne aus Kunststoff eingesetzt werden. Leckgeschlagene Behälter können auch komplett in die Wannen hineingestellt werden oder die Wanne wird unter die Leckage geschoben. Die aufblasbare Wanne fasst bis zu 1100l, der Faltbehälter kann 250l aufnehmen und die Edelstahlwanne 150l Flüssigkeit.

Statt auf normales Bindemittel zurückzugreifen, wie es die örtlichen Feuerwehren in großen Mengen vorhalten, setzen wir je nach Lage Spezialbindemittel ein. Dieses ist in der Lage bis zu 50l Flüssigkeit pro kg aufzunehmen und bildet eine dichte Flüssigkeitssperre, so lassen sich Kanaleinläufe oder Gewässer durch „eindeichen“ vor flüssigen Gefahrstoffen schützen. Des weiteren besitzt dieses Bindemittel die Eigenschaft, seine Farbe je nach aufgenommenem Stoff zu ändern und wirkt somit als PH-Wert Indikator, ähnlich wie unser Indikatorpapier. So lässt sich z. B. eine Flächenkontamination durch Säure oder Lauge feststellen.

Dekontamination

Schutzanzüge
Der Dekontaminationsschutzanzug soll den Dekon-Trupp vor Resten des gefährlichen Stoffes schützen, die noch am Anzug des vorgehenden Trupps haften geblieben sind. Deshalb kann er leichter und dünner ausgeführt sein als der Anzug, der beim Einsatz direkt mit den Gefahrstoffen in Berührung kommt.
Der Anzug besteht aus einer flüssigkeitsdichten Kunstofffolie. Zu diesem Anzug werden lange Sicherheitsgummistiefel, eine Atemschutzmaske mit Filter oder umluftunabhängigem Atemschutzgerät, Chemikalienschutzhandschuhe und der Feuerwehrhelm getragen.
Zur Dekontamination wird kaltes Wasser und ggf. ein Netzmittel oder Desinfektionsmittel verwendet. Unterstützt wird der Dekontaminationsvorgang mit einer handelsüblichen, groben Bürste zum Abtragen von haftenden Stoffen oder der Reinigung von schwer erreichbaren Stellen wie Anzugfalten oder Schuhprofilen.
Dekontamination von Personen
Nach jedem Gefahrguteinsatz ist es erforderlich, die eingesetzten Einsatzkräfte und Geräte vor dem Verlassen des Gefahrenbereichs zu „dekontaminieren“. Unter Dekontamination versteht man das Entfernen von an Personen oder Material anhaftenden Resten von Gefahrstoffen oder das entsprechende Reinigen von Oberflächen wie Straßen oder Gebäuden.

Dies ist notwendig, da sich im Laufe des Einsatzes z.B. ausgetretene Flüssigkeiten, Stäube, Feststoffe o.ä. an den Einsatzkräften oder Geräten anhaften/ablagern können. Dies geschieht z. B. dadurch, dass ein CSA-Träger in eine Lache tritt, der Gefahrstoff beim Abdichten eines Lecks umherspritzt oder der Träger bereits kontaminiertes Material oder Werkzeug berührt. Nun ist es aber mit einfachem Händewaschen oder mit Wasser abspritzen nicht getan. Je nach Gefahrstoff kann eine Dekontamination sehr umfangreich und zeitintensiv ausfallen.

Man unterteilt bei Gefahrguteinsätzen grundsätzlich in den gefährlichen, weil verschmutzten, Schwarzbereich und den sauberen Weißbereich. Alles was den Gefahrenbereich verlässt, muss zwingend die Dekontaminationsstelle als Schleuse durchlaufen. Diese ist auch eindeutig mit Absperrband gekennzeichnet. Der Trupp, der zur Dekontamination eingesetzt wird, ist ebenfalls in Schwarz und Weiß unterteilt. „Schwarz“ berührt nur kontaminierte Personen oder Materialien und „Weiß“ dementsprechend nur saubere oder gereinigte Sachen, z. B. die Innenseite von Anzügen oder den vom Anzug befreiten Geräteträger. Um die beiden Truppmitglieder unterscheiden zu können, sind sie mit weißem und schwarzem Klebeband farblich gekennzeichnet.
Wir haben zur Dekontamination unserer Einsatzkräfte eine sogenannte Dekon-Dusche beschafft. Diese wird mit Druckluft aus einer Flasche aufgeblasen und ist somit innerhalb kürzester Zeit einsatzbereit. Mithilfe einiger Düsen, die in einem Bogen um die Haut des Zeltes gespannt sind, kann die zu dekontaminierende Person oder das Gerät darin wie in einer Dusche von allen Seiten abgespült werden, ohne dass kontaminiertes Wasser umherspritzt. Die ablaufende Flüssigkeit wird im Boden der Dusche gesammelt und kann später fachgerecht entsorgt werden.

Wir sind in der Lage, mit dem auf dem Fahrzeug mitgeführten Material und Wasser aus einem Hydranten eine Dekontamination der Stufe II durchzuführen. Die Stufe II stellt den Standard der Dekontamination bei Einsätzen mit CSA (Chemikalienschutzanzügen) dar.
Ablauf der Dekontamination eines CSA-Trägers
  • Der Trupp betritt den Dekonbereich und wird im Anschluss einzeln durch die Dekontamination geführt.
  • Der CSA-Träger betritt die Dekon-Dusche und wird gründlich von allen Seiten gereinigt, hierbei wird besonders auf die Reinigung der Handschuhe und Stiefel geachtet. Dieser Vorgang dauert ca. 2-3 Minuten, je nach Schwere der Kontamination. Bei einigen Gefahrstoffen ist es erforderlich, ein spezielles Dekon-Mittel zu verwenden, um die Verunreinigung vollständig zu entfernen. Hierbei ist die Einwirkzeit der verschiedenen Mittel zu beachten. z.B. ist bei der Dekontamination des Milzbrand-Erregers eine Dekontamination mit Formaldehyd und einer Einwirkzeit von 2 Stunden! vorzunehmen. Zu diesem Zweck haben wir vor einiger Zeit Chemikalienschutzanzüge mit einer zusätzlichen außenliegenden Luftversorgung beschafft, um die Luftversorgung des Trägers zu gewährleisten. Wie das genau funktioniert, lesen sie im Abschnitt C-Einsatz.
  • Nach der äußerlichen Dekontamination des Anzuges wird die Einsatzkraft aus dem Schutzanzug befreit. Hierbei darf keinesfalls Material von der Außenseite des Anzuges den Träger berühren. Um dies sicherzustellen wird der CSA-Träger zu zweit entkleidet. Dies geschieht durch „herausschälen“ des Trägers aus dem Anzug. Die Einsatzkraft „schwarz“ des Dekontrupps berührt dabei nur die Außenseite des Anzuges, eine Einsatzkraft „weiß“ nur die Innenseite. Der zu entkleidende Träger darf dabei den Chemikalienschutzanzug selbst nicht berühren, er steht quasi mit „erhobenen Händen“ da. Der Anzug wird daraufhin sofort verpackt und entweder der Entsorgung zugeführt oder nach nochmaliger maschineller Dekontamination, Reinigung und Prüfung durch die Kreisfeuerwehrzentrale wiederverwendet.
  • Nun kann der CSA-Träger eigenständig das Atemschutzgerät abnehmen und ist aus dem Einsatz entlassen.

Wenn es sich um einen besonders gefährlichen Stoff handelt, den wir mit unseren Mittel nicht dekontaminieren können, oder eine Vielzahl von Personen betroffen ist, übernimmt der ABC-Zug Segeberg mit dem AB-Dekon (Abrollbehälter-Dekontamination) die Reinigung der Einsatzkräfte. Der Grundablauf ist hierbei identisch, der Maßstab ist aber deutlich größer. Der fertig aufgestellte Container benötigt mit allem Zubehör eine Fläche von ca. 15x15m und somit gut 225m2. Hierbei hat der Geräteträger nach dem Durchlaufen der Anzugdekontamination aber noch ein ganz besonderes Vergnügen: Er darf sich nach dieser Prozedur komplett entkleiden und im Container ausgiebig duschen. Es gibt hierbei nur kaltes Wasser, da dies die Poren der Haut nicht öffnet und eventuell anhaftende kleinste Gefahrstoffreste so nicht in den Körper aufgenommen werden können. Danach wird er neu eingekleidet und ist aus dem Gefahrenbereich entlassen.
Dekontamination von Fahrzeugen
Sollte es einmal dazu kommen, dass Fahrzeuge einen kontaminierten Gefahrenbereich befahren oder verlassen müssen, bspw. um Materialien abzuholen, müssen natürlich auch diese Fahrzeuge dekontaminiert werden.
Dieses geschieht mit einer sogenannten Fahrzeug-Dekontaminationsstelle. Im Prinzip kann man sich diese als übergroße Dekon-Dusche vorstellen, durch die auch ein 4m hoher Sattelschlepper fahren kann.
Links und rechts des Fahrweges werden Gerüste aufgebaut, auf denen der Dekontrupp das gesamte Fahrzeug erreichen kann. Die herabfließende Flüssigkeit wird in einer 4m breiten und gut 30m langen Wanne aufgefangen und zur Verwertung abgepumpt. Für die Einrichtung einer solchen Dekonstelle ist eine enge Zusammenarbeit der Feuerwehr und des Technischen Hilfswerks erforderlich. Eine solche Materialschlacht muss dementsprechend regelmäßig geübt werden.